Wie ist das eigentlich mit der Erziehung? Welche Vorstellungen haben wir und wie ist dann die Wirklichkeit?

Ein Hund soll in die Familie kommen, also hat derjenige auch gewisse Bilder im Kopf.

Dies kann ein träumerisch, romantisches Bild von einem Spaziergang sein. Der Hund läuft neben der Familie. Die Kinder werfen Bällchen, die der Vierbeiner mit Freude wieder bringt und auf den nächsten Wurf wartet. Er bleibt immer in der Nähe, immer lustig und zu Späßen aufgelegt. Bei Begegnungen mit anderen Artgenossen wird gespielt und alle erfreuen sich an den tobenden Hunden. Zuhause ist er dann ruhig und liegt in seinem Bettchen. Wenn Besuch kommt merkt man ihn kaum! Ein Traumhund eben!

Andere wollen einen Sporthund haben. Sie sehen sich schon mit ihrem Hund auf dem Siegertreppchen des Agility-Turnieres. Kein Tunnel ist ihm zu lang, kein Hindernis zu hoch. Der Vierbeiner reagiert auf jedes ihrer Kommandos schnell und präzise. Das haben sie sich in diversen Youtube-Videos so angesehen.

Und dann zieht der kleine Bello ein. Allerdings zeigt er genau an der Stelle unseres „Idealbildes“ Probleme! Was tun?

Natürlich gibt es für all diese Probleme passende Methoden. Damit kann der Hund entsprechend des gewünschten Ideals „modelliert“ werden. In der Theorie klappt das sicherlich und bestimmt trifft man eine Menge Leute, die behaupten, dass sich bei ihnen jedes Problemverhalten in Luft aufgelöst hätte! Also fängt man an diese Problemen zu bearbeiten. Man erzieht, konditioniert, sucht nach Lösungen, hofft, dass alles klappt und nimmt auch einmal einen Rückschritt hin. Der Alltag mutiert zum TRAININGSLAGER! Mit der Zeit erkennt man auch die Grenzen all der tollen Methoden! Man fängt an zu zweifeln! An sich selbst und natürlich auch an dem Hund!

Auch unsere Mediensucht macht das Dilemma nicht besser. Überall hört man von schnell perfekt und gut erzogenen Hunden. Man wird überschüttet mit Tipps, wie „Zeig dem Hund wer der Boß ist!“ oder „Drück ihn doch mal auf den Boden!“ und fängt langsam an sich als totaler Versager zu fühlen.

Aber Hundetraining kann auch Spaß und Freude machen. Jedes Individuum besteht aus Ecken und Kanten! Das macht doch auch unsere Persönlichkeit aus. Das ist Individualität und Einzigartigkeit! Dies zu entdecken ist eine spannende Sache. Wir alle sollten uns an der Vielfalt erfreuen und auf die Hinweise unserer Hunde achten.

Zusammen mit einer guten Hundeschule und einem guten Trainer findet sich immer ein Weg, den das Hund-Mensch-Team zusammen beschreiten kann. Der Reiz der Hundehaltung liegt nicht daran, nebeneinander zu leben, sondern eine kleine Hundepersönlichkeit aufzunehmen und diese ins Leben zu integrieren. Gestehen wir auch unseren Hunde diverse Ecken und Kanten ein und lernen damit umzugehen, sie zu akzeptieren und sogar zu lieben und schon sind wir auf dem richtigen Weg. Ein Hundeleben lang!

Wenn wir jetzt an unsere Hunde denken, haben wir ein sehr unterschiedliches Rudel. Obwohl sogar Mutter und Tochter darunter sind, ist jede der Beiden anders, somit ganz Besonders, also einfach jede eine eigene Persönlichkeit! Mami Najah, Fraules Seelenhund, ihre Verbündete und das Fressmonster. Bazi-Beerle, die Kuschelmaus mit kleinen Leinenaggro-Aussetzern. Unser kleiner Wirbelwind Daido mit ihrem Eifer Bällchen zu spielen, ihrer Freude auch mal durch Bellen Luft zu machen und ihrem anschmiegsamen Wesen. Unser Eisbärchen Milo mit seinem überschäumenden Charme, vor dem kein Mensch sicher ist und seinem eigenen Kopf, den er auch regelmäßig umsetzt. Aber egal, welchen der Viererbande wir betrachten, jeder für sich ist ein toller, liebenswerter Hund mit Ecken und Kanten! Vom Perfektionismus sollte man sich einfach verabschieden. Jede dieser kleinen Hundepersönlichkeiten ist in unsere Familie integriert, fast überall mit dabei und bereichert so unser aller Leben. Dies alles wahrzunehmen bietet auch die Möglichkeit sich selbst zu entdecken und somit eigene Schwächen zu sehen und zu akzeptieren.

In diesem Sinne wünschen wir euch einen schönen Tag!

Gabi, Robert und die Krumawukl-Bande